Kapp Linné mit der alten Station Isfjord Radio liegt am Eingang des Isfjord an der Westküste.
Eine allgemeine Infoseite zu Kapp Linné und Umgebung bis Festningen gibt es auch. Auf dieser Seite geht es nicht um die Umgebung, sondern um Kapp Linné selbst, um die alte Radiostation Isfjord Radio und ihre Geschichte.
Kapp Linné (2009).
Der erste Rundumblick zeigt die Landspitze Kapp Linné mit dem weiten Blick über den Isfjord – auf der anderen Seite kann man so gerade noch das Alkhornet erkennen – und aufs offene Meer. Ganz in der Nähe dieses Standortes befindet sich eine Selbstschussfalle für Eisbären: Die Besatzung der Station hat, solange es erlaubt war, in der Freizeit auch Eisbären gejagt. Seit 1973 sind Eisbären in Svalbard vollständig geschützt.
Kapp Linné ist das flache Vorland, bei dem das Südufer des Isfjord nach Süden abknickt und in die Westküste Spitzbergens übergeht. Benannt ist die Landspitze nach dem berühmten schwedischen Botaniker Carl von Linné, der selbst nie in Spitzbergen war.
Kapp Linné: Natur und Erinnerungen
Kapp Linné ist ein wunderbar schöner Ort. Nicht das, was viele vielleicht unter der spektakulären Arktis verbinden, mit schroffen Bergen, wilden Gletschern und tiefen Fjorden, sondern einer zwar wetterharten, aber ansonsten auf eine stille, etwas zurückhaltende Art wunderschönen Natur. Die weitläufige Küstenebene hat im Detail landschaftlich viel zu bieten, und die vielen kleinen Feuchtgebiete und Seen bieten vielen Vögeln Brutplätze. Das interessiert natürlich die Eisfüchse, und Rentiere sind in der weiten Tundra auch zahlreich. Auch der eine oder andere Eisbär streift schon mal durch die Gegend, was ich dort auch schon mehrfach erleben durfte. Überhaupt, meine Erlebnisse und Erinnerungen – ich erlaube mir, kurz abzuschweifen, aber ich habe zu diesem schönen Ort ein persönliches Verhältnis: 1999 habe ich ein Frühjahr in dem kleinen Hotel gearbeitet. Das ist natürlich ewig her, aber die Zeit war aufregend und schön und die Erinnerungen sind mir lieb und teuer. Sowohl die Natur als auch die Menschen dort haben geprägt, was Spitzbergen mir bis heute bedeutet. Aber das natürlich nur am Rande, obwohl ich mit den Erinnerungen an diese Zeit noch einige Seiten füllen könnte 🙂
Besuch (1999).
Die Funkstation Isfjord Radio
Am Kapp Linné befindet sich die ehemalige Radiostation Isfjord Radio. Die erste norwegische Radiostation „Spitsbergen Radio“ befand sich ab 1911 am Finneset im Grønfjord, wo es bereits eine norwegische Walfangstation gab. Die Radio- und Wetterstation am Finneset war bis 1930 in Betrieb und zog dann für ein paar Jahre nach Longyearbyen. 1933 wurde dann die neue Station am Kapp Linné aufgebaut, wo das Gelände günstiger war: Der völlig freie Blick nach Süden ermöglichte eine zuverlässigere Funkverbindung mit dem norwegischen Festland. Die Station hatte zunächst vier Mann Besatzung. 1941 wurde Isfjord Radio wie alle anderen Siedlungen Spitzbergens auch wegen des Krieges evakuiert und 1942 wurde die Station von den Deutschen zerstört, aber schon im Juli 1945 wurde der wichtige Funkbetrieb zunächst in einer notdürftigen Hütte wieder aufgenommen. 1946 wurde eine ordentliche Station gebaut, die 1957 umgebaut und erweitert wurde. Von 1956 bis 1976 hatte Isfjord Radio eine Besatzung von 18 Personen! Die Zahl wurde ab 1976 aber auf vier und 1995 auf drei reduziert.
Die großen Antennen im Abendlicht. Heute haben sie keine Funktion mehr.
Isfjord Radio übernahm für lange Zeit die gesamte Telekommunikation zwischen den Siedlungen Longyearbyen und Ny-Ålesund und der Außenwelt. Diese Siedlungen waren mit Isfjord Radio über Richtfunkantennen verbunden. Die beiden Antennen zwischen Longyearbyen und Isfjord Radio existieren noch und sind gut zu sehen: Eine steht bei Vestpynten, am Ufer westlich des Flughafens bei Longyearbyen, die andere auf einem felsigen Rücken am Kapp Starostin, östlich von Kapp Linné.
Panorama: die Antennen
Dieses Panorama zeigt die großen, alten Parabolantennen. Heute haben sie keine Funktion mehr, dafür stehen sie unter Denkmalschutz. In der anderen Richtung liegt das Vogelschutzgebiet in unmittelbarer Nähe, aber zur Aufnahmezeit (April) waren natürlich noch keine Vögel da und der gesetzliche Schutz tritt erst am 15. Mai in Kraft (bis 15. August).
1999 wurde die Technik von Isfjord Radio modernisiert, so dass sie automatisch betrieben werden konnte. Für ein paar Jahre war noch ein Techniker vor Ort, der aber im Normalbetrieb nicht viel zu tun hatte.
2004 wurde das Glasfaserkabel eingeweiht, das seitdem Spitzbergen und Norwegen verbindet, so dass Spitzbergens Siedlungen seitdem gut mit Kommunikation versorgt sind. Das betrifft nicht nur schnelles Internet und zuverlässiges Mobilnetz, sondern vor allem den Transport großer Datenmengen in Echtzeit in beide Richtungen von der Satelliten-Bodenstation SvalSat auf dem Platåberg.
Seit es dieses Glasfaserkabel gibt, ist Isfjord Radio als Funkstation weitgehend überflüssig. Radio Bodø nutzt die Station noch, um aus der Ferne über VHF mit Schiffen in der Region zu kommunizieren, aber die alte Technik einschließlich der großen, nach Süden ausgerichteten Parabolantenne ist seitdem nur noch historisches Denkmal. Dennoch hat Isfjord Radio bis heute technische Bedeutung über den maritimen Küstenfunk hinaus, etwa für die Sicherheit des Luftverkehrs.
Ein paar der vielen Antennen von Isfjord Radio sind immer noch in Verwendung.
Der nächste Rundumblick ist zwischen dem „Motorschlittenparkplatz“ und der Garage (die große Tür, darin steht u.a. ein Traktor) aufgenommen. Das Schild „9172 Isfjord på Svalbard“ stammt aus der Zeit, als Isfjord Radio eine Poststelle mit eigener Postleitzahl hatte. Das ist seit 2002 aber nicht mehr der Fall.
1996, zunächst also parallel zum Betrieb der damals noch bemannten Funkstation, begann das Projekt, die zunehmend nicht mehr benötigten Gebäude touristisch zu nutzen. Es wurde das Hotel „Kapp Linné“ eingerichtet, das zunächst von Telenor betrieben wurde, die auch für die Station selbst verantwortlich war. Die „Telenor-Zeit“ ging aber nach 1999 vorbei. Zunächst übernahm der damals große Veranstalter SPOT („Svalbard Polar Travel“) den Betrieb (SPOT ging später in SpiTra (Spitsbergen Travel) auf und SpiTra wiederum in Hurtigruten Svalbard).
Die „alte Station“
Hier kommen Besucher nach Kapp Linné. Über der Tür steht „Gammelstasjonen“, „Die alte Station“. Der Name ist selbsterklärend, nach dem Krieg war hier bis 1957 die Station untergebracht. Heute gehört das Gebäude mit mehreren Gästezimmern zum Hotel.
2005 ging der Eigentum an Grund und Gebäuden von Telenor auf die Store Norske Spitsbergen Kulkompani über, die die Gebäude weiter als Hotel vermietete. Ab 2008 übernahm Basecamp Spitsbergen den Hotelbetrieb. Basecamp renovierte die Gebäude im Innenbereich, der daraufhin eleganter wurde, aber etwas von seinem nostalgischen Charme einer Polarstation im Stil der Mitte des 20. Jahrhunderts verlor.
Oben der Eingangsbereich. Hinter der geschlossenen Tür ist der große Hauptraum, unterteilt in Restaurant und Wohnzimmerbereich. Dieser Bereich ist heute etwas eleganter gestaltet als in den 1990er Jahren.
Technisch nahm die Store Norske als Eigner einige Neuerungen vor, die nach einer Dieselleckage 2012 auch nötig waren. Dabei gingen möglicherweise bis zu 15 Tonnen Diesel in die Umwelt verloren. Darüber hinaus will die Store Norske Kapp Linné als Pilotprojekt einer umweltfreundlichen Energieversorgung eines kleinen, isolierten Ortes in der Arktis betreiben. Hierzu wurden 2023 Solarzellen installiert, die zusammen mit einer Batterieanlage und einem thermischen Speicher den Verbrauch der Dieselgeneratoren um 70 % reduzieren.
Photovoltaikanlage bei Kapp Linné.
Der Anteil erneuerbarer Energie zur Versorgung von Kapp Linné soll perspektivisch durch Windkraft auf 90 % gesteigert werden, für den Rest werden weiter Generatoren notwendig sein.
Allerdings sind für eine Windkraftanlage nicht zuletzt die rechtlichen Hürden hoch, da Isfjord Radio als Kulturdenkmal geschützt ist und sich direkt nebenan ein Vogelschutzgebiet befindet.
Kapp Linné, Isfjord Radio – Fotogalerie
Einschließlich ein paar Bilder von 1999. Das sind gescannte Dias, was man ihnen auch ansieht. Erinnerungen …
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